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Die richtige SteigbügellängeAufsteigenAbsteigen
… und schon wieder untenDie Hilfen für Anfänger

Jetzt gehts los – deine erste Reitstunde naht! Was du für die ersten Reitstunden wissen musst, steht hier.

Die richtige Steigbügellänge

Bügellänge messen

Um die Steigbügel einzustellen, musst du sie herunterlassen, denn normalerweise werden die Bügel hochgezogen, wenn man das Pferd sattelt. Um die Bügel herunterzulassen, brauchst du sie bloss nach unten zu ziehen. Deine ungefähre Bügellänge misst du folgendermassen ab: Wenn du mit der einen Hand an das obere Ende des Steigbügelriemens fasst, sollte der Steigbügel bis zur Achselhöhle des ausgestreckten Armes reichen. Falls die Bügel zu lang oder zu kurz sind, kannst du die Länge mittels der Schnalle am Riemen verstellen. Merke dir um wieviele Löcher du verlängert oder verkürzt hast, damit du auf der anderen Seite gleichviel verlängerst/verkürzt. Die Bügel sollen schliesslich gleich lang sein.
Manche Reiter behaupten, sie bräuchten verschieden lange Bügel, weil sie nicht gleich lange Beine hätten. Dazu sei nur soviel gesagt: Wer derart ungleich lange Beine hat, dass er auch mit unterschiedlich langen Bügeln reiten müsste, der trägt auch orthopädische Schuhe. Alle anderen sollten beide Steigbügel auf gleicher Höhe haben.
Es kann aber sein, dass der linke Steigbügelriemen verzogen ist, weil er jeweils beim Aufsteigen stärker belastet wird. Deshalb sollten die Steigbügelriemen regelmässig vertauscht werden, damit beide gleich lang sind. Wenn du dir nicht sicher bist, ob die Bügelriemen gleich lang sind, nimmst du beide Füsse aus den Steigbügeln und lässt jemanden am Boden von vorne oder hinten kontrollieren, ob die Steigbügel auf gleicher Höhe hängen.

Aufsteigen

Zum Aufsteigen lässt du dein Pferd in der Mitte der Reitbahn anhalten. Sind noch weitere Pferde da, solltest du zu ihnen genügend Abstand einhalten. Manche Pferde mögen einander nämlich nicht und versuchen zu schnappen oder zu treten, wenn sie einander zu nahe kommen. Wenigstens so viel Platz, dass du dein Pferd auch quer hinstellen könntest, sollte zwischen deinem und dem Nachbarpferd sein.
Bevor du aufsteigst, solltest du nochmals den Sattelgurt anziehen («nachgurten»), damit dir der Sattel beim Aufsitzen nicht entgegenrutscht. Dann lässt du die Steigbügel herunter. Aus traditionellen Gründen steigt man meistens von links auf. Eben so gut kannst du aber von rechts aufsteigen. Wenn möglich solltest du ausserdem eine Aufstieghilfe benutzen (z. B. einen Hocker, Cavalletti, Baumstamm, Strohballen usw.). Das ist für das Pferd angenehmer, denn beim Aufsteigen vom Boden aus verbiegt man seine Wirbelsäule zur Seite hin. Ausserdem ist es besser für den Pferderücken, wenn du vor dem Aufsteigen mit Blickrichtung zum Pferdekopf stehst. Bei Prüfungen wie z. B. dem Brevet wird jedoch verlangt, dass du mit dem Gesicht zur Kruppe stehst. Die folgende Beschreibung bezieht sich auf das übliche Aufsteigen von links. Fürs Aufsteigen von rechts ist rechts und links genau umgekehrt.

Aufsteigen

Die Zügel hältst du leicht angenommen in der linken Hand, mit der du dich gleichzeitig am Vorderzwiesel (vorderes Ende des Sattels) festhältst. Den rechten Zügel fasst du etwas kürzer, so dass das Pferd leicht nach rechts schaut. Dann macht es nämlich einen Schritt auf dich zu statt von dir weg, wenn es seitlich ausweicht, und du kannst immer noch aufsteigen. Wenn es sich nämlich von dir weg bewegt, humpelst du mit einem Fuss bereits im Steigbügel hinter dem Pferd her. Falls du mit Gerte reitest, nimmst du diese auch in die linke Hand. Nun fasst du den Steigbügel am hinteren Ende und drehst ihn zu dir hin. Dann steigst du mit der linken Fussspitze in den Bügel. Wenn das nicht geht, kannst du den Steigbügel wie oben beschrieben etwas verlängern, damit du hochkommst. Mit der rechten Hand hältst du dich am Hinterzwiesel (hinteres Ende des Sattels) fest. Stosse dich mit dem rechten Bein vom Boden ab und schwinge es über den Pferderücken. Drehe dich dabei so nach links, dass du schliesslich nach vorne schaust.

Wichtig

Pass auf, dass du dem Pferd während dem Aufsteigen weder die linke Fussspitze in den Bauch bohrst, noch mit dem rechten Bein seine Kruppe berührst.

Stütze dich beim Einsitzen mit den Händen auf dem Sattel ab, damit du dem Pferd nicht in den Rücken plumpst (siehe Foto). Zum Schluss nimmst du noch den rechten Steigbügel mit dem Fuss auf und fasst die Zügel mit beiden Händen. Nun kannst du nochmals die Bügellänge kontrollieren. Wenn du den Fuss aus dem Bügel nimmst und das Bein locker hängen lässt, sollte die Trittfläche des Steigbügels bis an deinen Fussknöchel reichen.

Absteigen

Zum Absteigen stellen sich alle Reiter nebeneinander auf der Mittellinie auf wie beim Aufsteigen. Denke wiederum daran, mindestens eine Pferdelänge Abstand zu den anderen Pferden zu halten. Hast du eine Gerte dabei, nimmst du sie zusammen mit den Zügeln in die linke Hand. Die Füsse nimmst du aus beiden Steigbügeln. Dann schwingst du das rechte Bein nach hinten über den Rücken des Pferdes und lässt dich langsam auf der linken Seite des Pferdes heruntergleiten. Mit der rechten Hand kannst du dich am Sattel abstützen. In einigen Ländern und Reitweisen ist es üblich, den linken Fuss im Steigbügel zu lassen, bis man mit dem rechten auf dem Boden steht.

Wichtig

Wenn es kalt ist oder nach längeren Ritten solltest du sehr vorsichtig sein beim Absteigen. Stütze dich möglichst lange mit den Händen ab oder lass dir von jemandem beim Absteigen helfen. Deine Beine können nämlich etwas «gummig» oder steif sein, so dass du die Landung nicht recht abfedern kannst. Stürze und Verletzungen können die Folge sein.

… und schon wieder unten

Gerade am Anfang wirst du öfters dein Gleichgewicht verlieren. Das macht nichts. Du kannst dich an der Mähne des Pferdes festhalten oder am Sattel. In vielen Reitschulen ist vorne am Sattel extra ein Riemen befestigt, das sogenannte «Maria-Hilf-Riemchen». Manche Pferde tragen auch einen Riemen um den Hals, an dem du dich ebenfalls festhalten kannst, bis du wieder sicher sitzt. Keinesfalls darfst du dich aber an den Zügeln festhalten! Damit tust du dem Pferd weh im Maul. Und so schwierig es ist: Versuche auch nicht, dich mit den Beinen festzuklammern. Das Pferd fasst das nämlich als treibende Hilfe auf und zudem drückst du dein Gesäss damit aus dem Sattel, so dass dein Sitz noch unsicherer wird. Auf gar keinen Fall solltest du schreien oder kreischen, wenn du unsicher wirst, denn damit kannst du ein Pferd erst recht erschrecken.

Aber egal wie gut man reitet: Stürze gehören dazu. Wenn du einen Helm oder sogar eine Sicherheitsweste trägst, gehen die meisten Stürze aber glimpflich aus. Im weichen Hallenboden tut man sich selten was. Trotzdem solltest du auch in der Reithalle nicht auf einen Helm verzichten, denn so mancher Reiter ist schon mit dem Kopf gegen die Bande geknallt.

Das Risiko bei einem Sturz vom Pferd verletzt zu werden, kann man durch die richtige Sturztechnik mindern. In manchen Ställen werden sogar Sturztrainings angeboten, wo man die Gelegenheit hat, richtig vom Pferd fallen zu lernen. Wenn du vom Pferd fällst, kugle dich ein wie ein Igel und rolle über die Schulter vom Pferd weg, damit du nicht von seinen Hufen getroffen werden kannst. Oft ist es besser, sich fallen zu lassen als krampfhaft zu versuchen, oben zu bleiben.
In vielen Reitschulen wird einem immer noch eingetrichtert, beim Stürzen ja nicht die Zügel loszulassen, weil im Gelände sonst das Pferd auf die Strasse gelangen könnte. Die Wahrscheinlichkeit ist aber gross, dass du ein durchgehendes Pferd nicht stoppen wirst, wenn du den Zügel noch in der Hand hältst. Stattdessen schleift dich das Pferd, wenns blöd geht, hinterher und gerät durch den Schmerz im Maul noch zusätzlich in Panik. Ausserdem kannst du besser und weiter vom Pferd wegrollen, wenn du es nicht noch am Zügel hältst. Viele Reitunfälle gingen weniger schlimm aus, wenn die Reiter die Zügel loslassen würden.

Wenn du dich vom ersten Schreck nach dem Sturz etwas erholt hast, kannst du vorsichtig aufstehen. Bleib lieber etwas länger liegen, denn falls du unter Schock stehst, spürst du bis zu zehn Minuten lang keine Schmerzen obwohl du eigentlich welche hättest. Wenn dir der Kopf, der Rücken oder der Bauch weh tun (Achtung, schon leichte Bauchschmerzen deuten auf eine Verletzung der inneren Organe hin!), wenn du einen Körperteil nicht mehr spürst (z. B. die Beine) oder dir schlecht ist, bleibe auf jeden Fall liegen und bewege dich nicht! Jemand sollte dann einen Arzt holen. Denke bei einem Sturz immer daran, dass du im Moment wichtiger bist als das reiterlose Pferd. Wenn du mit einer Gehirnerschütterung und eventuellen inneren Verletzungen dem Pferd nachläufst um es einzufangen gefährdest du nur dich selber!

Geh ruhig auf das Pferd zu, um es wieder einzufangen und sprich beruhigende Worte. Lobe das Pferd, wenn es stehenbleibt und du es wieder am Zügel hältst. Bestrafe das Pferd nie, wenn du es eingefangen hast. Es glaubt dann nämlich, du würdest es fürs Herkommen bestrafen. Oft wird gesagt, man solle sofort nach dem Sturz wieder aufsteigen, damit man keine Angst bekomme – mancherorts heisst es auch, das Pferd merke sonst, dass man Angst habe. Beides ist Blödsinn und du solltest nur dann wieder aufsteigen, wenn du dich dazu in der Lage fühlst. Belüge dich nicht selber! Es macht auch weder dir noch dem Pferd was, wenn du zuerst eine Runde führst.

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