Gegen den Zügel / Über dem ZügelDehnungshaltung
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Über den Rücken und am Zügel

cindiaz (27K)

Aus der Dehnungshaltung entwickelt sich allmählich die Haltung am Zügel, so wie das Pferd nach dem Takt (Rückenmuskulatur / Hinterhand) und der Losgelassenheit (Dehnungshaltung) zur Anlehnung (Suchen des Zügelkontakts) findet. Die Hinterhand- und Rückentätigkeit aus der Dehnungshaltung bleiben dabei unbedingt erhalten.
Der Hals des Pferdes wird in der Arbeitshaltung etwas stärker aufgerichtet, jedoch darf sich dabei die Halswirbelsäule nicht verkürzen sondern muss gelängt bleiben. Wiederum leisten die Muskeln am Halsansatz einen Grossteil der Arbeit in Bezug auf die Halshaltung. In der Haltung am Zügel verkürzen sie sich je nach Grad der Aufrichtung stärker als in der Dehnungshaltung. Die Muskeln im Oberhals sind weiterhin leicht gedehnt, jedoch nicht so stark wie in der Dehnungshaltung. Sie leisten aber immer noch nur passive Haltearbeit und ziehen sich nicht aktiv zusammen.
Die Schulterfreiheit des Pferdes bleibt erhalten, sein Rücken kann weiterhin schwingen. Die Muskeln im Genick sind entspannt, so dass der Kopf durch die Schwerkraft in die Haltung leicht vor der Senkrechten fällt. Dabei wird das Pferd auch nicht eng in den Ganaschen. Das passiert nur, wenn das Pferd den Kopf aktiv heranzieht.

azue (56K)

Untenstehende Grafik (abgepaust von diesem Foto) verdeutlicht wieder, was in der korrekten Arbeitshaltung passiert: Das vorschwingende Hinterbeine tritt weit unter den Körper und wölbt so den Rücken von hinten auf. Entsprechend dem Grad des Untertretens ist das Pferd im Hals aufgerichtet. (Rote Pfeile) Dabei darf es nicht hohl werden, der Rücken muss sich heben. (Blauer Pfeil) Der Rücken wird im Gegensatz zum Bauch gedehnt. (Gelbe Pfeile) Die Halsunterseite und das Genick sind entspannt. (Blaue Schraffur) Das Pferd befindet sich in einem horizontalen Gleichgewicht. (Grün) korrekt_kont_mark (9K)

«Die Senkrechte»
senkrechte (5K)

Die Kopfposition des gerittenen Pferdes wird, wie du sicher schon gemerkt hast, anhand der Senkrechten beurteilt. Leider wird die korrekte Haltung nur zu oft allein auf dieses Kriterium reduziert, weil es recht leicht zu beurteilen ist. Die korrekte Haltung des Pferdes umfasst aber vielmehr als nur die Frage, ob die Nase sich nun an der Senkrechten befindet oder nicht!
Anhaltspunkt ist die Profillinie des Pferdes, also die Linie von der Stirn bis zur Nase (orange). Diese Linie soll nicht lotrecht stehen sondern zur Nase hin leicht nach vorne geneigt sein. Als Ideal gilt «eine Handbreite vor der Senkrechten«. Das heisst, wenn du deine Hand neben die Senkrechte (blau gestrichelt) hältst, sollte die Nase des Pferdes ungefähr an der vorderen Kante deiner Hand liegen. Wie schon gesagt ist das die Idealposition. Manche Pferde haben aber kräftige Ganaschen und einen dicken Hals. Wenn sie die Muskeln im Genick entspannen, fällt der Kopf nicht so weit, dass ihre Profillinie eine Handbreite vor der Senkrechen steht. Um dies zu erreichen, müssten sie den Kopf rückwärts ziehen und würden im Extremfall dabei die Ohrspeicheldrüse quetschen, die hinter den Ganaschen liegt. Hier spricht man von geringer Ganaschenfreiheit.
Je nach dem wie viel Ganaschenfreiheit ein Pferd hat, bzw. nicht hat, ist ein Winkel von bis zu 45° zwischen der Profillinie (orange) und dem Lot (blau gestrichelt) völlig korrekt. Hinter den Ganaschen sollen sich keine Hautfalten bilden. Ebenfalls darf das Pferd in starker Versammlung mit der Nase weiter vor kommen. Leider wird einem das heutzutage eher angekreidet, während ein Verkriechen in oder hinter die Senkrechte toleriert oder sogar gut geheissen wird.

Das Gleichgewicht

In der Haltung «vorwärts-abwärts» und «am Zügel» verlagert sich der Schwerpunkt des Pferdes im Lauf der Aubsildung etwas nach hinten, sodass das Pferd immer weniger auf der Vorhand geht, besser im Gleichgewicht ist und sich selber trägt. Das heisst es braucht weder die Hand des Reiters als Stütze noch muss es sich behelfen, indem es schleppend tritt oder sich durch hohes Tempo stabilisieren lässt. Das Pferd empfindet den Reiter nicht mehr als störend sondern kann sich auch mit dessen zusätzlichem Gewicht ausbalancieren und erhält dadurch wieder annähernd die Bewegungsfreiheit wie ohne Reiter.

Checkliste über den Rücken am Zügel

Das Pferd tritt taktmässig und fleissig.
(Deutlich im Trab: Die Röhren der Hinterbeine sind stets parallel zum Oberarm des diagonal gegenüberliegenden Vorderbeins, die Röhren der Vorderbeine parallel zu den Unterschenkeln.)

Das Pferd ist innerlich und äusserlich losgelassen.

Der Rücken ist aufgewölbt.

Das Pferd tritt mit den Hinterbeinen weit unter den Körper (entsprechend seinem Körperbau), die Vorderbeine schwingen aus der Schulter frei vor.

gelängter Hals

Das Genick (Übergang von Hinterhauptsbein zum ersten Halswirbel, unmittelbar hinter dem Ohransatz) ist der höchste Punkt.

Die Nasenlinie steht eine Hand breit bis zu 45° vor der Senkrechten.

Das Pferd ist frei in den Ganaschen.

entspanntes Maul – ruhiges, sanftes Kauen auf dem Gebiss

weiche Bewegungen

entspannter Unterhals

gleichmässig gewölbter Oberhals

Das Pferd sucht die Anlehnung an den Zügel, ohne sich darauf abzustützen.

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