Ist es besser, wenn mein Kind immer dasselbe Pferd reitet oder sollte es lieber möglichst viele verschiedene reiten?

 

Der goldene Mittelweg ist am besten. Reitet Ihr Kind immer dasselbe Pferd kommt es mit der Zeit oftmals prächtig mit ihm zurecht, aber sobald es einmal ein anderes Pferd reitet, geht unter Umständen gar nichts mehr. Ihr Kind hat sich auf «seinem» Pferd zum Teil falsche Hilfen angewöhnt, die dieses Pferd zwar verstehen gelernt hat, ein anderes aber völlig missverstehen wird. Auch sind keine zwei Pferde gleich zu reiten. Sowohl in Bezug auf die Hilfengebung wie auch auf ihre Bewegungen. Wenn Ihr Kind immer mal wieder ein anderes Pferd reitet, lernt es sich auf unterschiedliche Pferdetypen einzustellen. Vor allem am Anfang ist es jedoch gut, wenn Ihr Kind mehrmals das gleiche Pferd reitet. So kann es Vertrauen zu ihm aufbauen und sich erstmal auf diesem einen Pferd zurechtfinden – was ja auch schon anspruchsvoll genug ist.

Wie lange dauert das Reitenlernen?

Ein Leben lang! Ganz im Ernst: Die Reitschule schliesst man nicht einfach irgendwann ab wie die Volksschule. Selbst Profis nehmen immer noch Reitunterricht. Man macht immer wieder neue Fehler und man lernt nie aus. Alleine schon deswegen nicht, weil jedes Pferd ein Individuum ist und es keine allgemeingültige Reit-Methode gibt, die für jedes Pferd passt. Je nach Talent braucht Ihr Kind mehr oder weniger lang, bis es in allen Gangarten sicher sitzen kann, bis es das Pferd alleine lenken, im Gelände und auch in brenzligen Situationen kontrollieren, oder in der korrekten, für das Pferd gesunden Haltung reiten kann. Es ist auch immer eine Frage der Zielsetzung: Wenn Ihr Kind ausreiten will, stehen nicht dieselben Kriterien im Vordergrund wie wenn es erfolgreich Turniere reiten will.

Kann mein Kind ein Pferd selber ausbilden?

Die Ausbildung eines Pferdes stellt sehr hohe Ansprüche an den Reiter, denen selbst 15 – 16-jährige Mädchen mit mehreren Jahren Reiterfahrung in der Regel nicht genügen. Ein Ausbilder braucht eine ordentliche Portion theoretisches Wissen über das Reiten und die Anatomie des Pferdes, Erfahrung im Sattel und in Bodenarbeit, Können und Gespür. Das Einreiten eines Pferdes gestaltet sich schwieriger, als sich das die meisten Kinder und jungen Mädchen vorstellen. Es ist allenfalls verantwortbar, wenn ein erfahrener Ausbilder dabei ist und Ihr Kind unterstützt. Allein sollten Sie Ihr Kind das jedoch lieber nicht versuchen lassen. Fehler in der Ausbildung schaden dem Pferd nicht nur, sie können auch dazu führen, dass das Pferd für alle, die mit ihm zu tun haben zur Gefahr wird. Schon zuviele Pferde und Ponys sind schlussendlich als «Problempferd» von Besitzer zu Besitzer gewandert oder beim Schlachter gelandet, weil sich jemand als Ausbilder überschätzt hat. Manche kaufen sich aus Spargründen lieber ein rohes Jungpferd. Die Rechnung geht aber selten so auf wie geplant: Ein Jungpferd braucht teures Spezialfutter und wenn in der Ausbildung etwas schief läuft, stehen Ihnen unter Umständen saftige Rechnungen für die Korrektur des Pferdes bevor.

Welche Rasse ist für Anfänger am besten geeignet?

Die Eignung als Anfängerpferd ist nicht rassenabhängig sondern eine Frage des individuellen Charakters eines Pferdes. In allen Rassen gibt es sowohl wahre «Babysitter-Pferde» als auch Tiere, die nur für erfahrene Reiter geeignet sind. Das Pferd sollte allerdings grössenmässig zu Ihrem Kind passen. Von daher schliessen sich Grosspferde für Kinder eher aus.

Kann man auf Ponys überhaupt richtig reiten lernen?

Was Ponys von Pferden unterscheidet ist grundsätzlich nur die Grösse. Als Ponys bezeichnet man Pferde mit einem Stockmass unter 148,5 cm. Es ist zwar schwierig unter den ganz kleinen Ponys wie z. B. den Shetlandponys gut ausgebildete Tiere zu finden, da sie fast nur von Kindern geritten werden können, unter den grösseren Ponyrassen finden sich jedoch viele, die gut ausgebildet sind und auf denen sich das Reiten hervorragend erlernen lässt. Für Ponys spricht vor allem auch, dass sie grössenmässig zu Ihrem Kind passen. Nach entsprechender Anleitung ist Ihr Kind problemlos in der Lage, ein Pony ganz alleine zu putzen und zu satteln. Ebenso kann es beim Reiten besser auf ein Pony einwirken, das zu ihm passt. Bei Grosspferden kommen viele Kinder mit den Beinen gerademal knapp über den Rand des Sattelblatts hinaus.

Warum ist Reiten Sport?

Reiten ist tatsächlich Sport und wer ein paar Reitstunden gehabt hat, wird dies überzeugt bestätigen, denn Reiten ist nicht gleich bequem sitzen und sich tragen lassen, während das Pferd die ganze Arbeit macht. Man könnte es vergleichen mit Skifahren, Snowboarden oder Surfen: Zwar bewegt sich das Brett von selbst, der Mensch muss es aber lenken und – noch viel schwieriger – auf dem Gerät das Gleichgewicht halten. Der Pferderücken ist nicht starr, sondern er schwingt in der Bewegung wellenförmig nach vorne und zur Seite, auf und ab. Diese Bewegungen können je nach Gangart und Pferd sehr kräftig sein, so dass dem Reiter einiges an Beweglichkeit, Lockerheit, Gleichgewicht und Körperspannung abverlangt wird, will er nicht wie ein Sandsack herumgeworfen werden. Man kann beim Reiten durchaus auch ins Schwitzen und ausser Atem kommen, auch wenn in erster Linie Haltungsarbeit geleistet wird. Wahrscheinlich alle Reiter haben Erfahrung mit Muskelkater an Rumpf und Beinen. Zudem verlangt die Hilfengebung, um ein Pferd korrekt zu reiten, nach guter Koordination. Wenn der Reiter z. B. beim Leichttraben aus dem Sattel aufsteht, soll er nicht gleichzeitig die Hände anheben. Das klingt einfach, ist aber bei Anfängern ein häufig zu beobachtender Fehler.