Vom Wesen der PferdeKörperspracheGrundlegende Verhaltensregeln

Auch als nichtreitender Elternteil sollten sie Wesen und Körpersprache der Pferde ein bisschen verstehen. Einerseits zu ihrer eigenen Sicherheit, andererseits fällt es Ihnen so auch leichter, zu beurteilen, ob sich die Pferde einer Reitschule wohlfühlen oder ob Sie diesen Stall besser meiden sollten.

Vom Wesen der Pferde

Pferde sind Herdentiere

Pferde brauchen die Gesellschaft von Artgenossen und zwar wollen sie diese nicht nur sehen, hören und riechen können – Auch Körperkontakt muss möglich sein. Die Rangordnung regelt das Leben in der Here. Ein Pferd hat bei jeder neuen Bekanntschaft – ob Pferd oder Mensch – das Bedürfnis, die Rangordnung zu klären. Dabei kann es auch zu Auseinandersetzungen kommen. Ist die Rangfolge jedoch einmal eindeutig geklärt, so gehen Pferde einem Konflikt wenn möglich aus dem Weg.

Pferde sind Bewegungstiere

Den grössten Teil des Tages verbringen Pferde in der freien Wildbahn in Bewegung bei der Nahrungssuche. Beim Grasen bewegen sie sich in gemächlichem Schritt vorwärts. Wandern sie von einem Ort zum anderen, so traben sie auch. Galoppiert wird in erster Linie im Spiel oder auf der Flucht. Der Körper des Pferdes ist auf Bewegung eingestellt. Es schadet Pferden nicht nur seelisch sondern auch körperlich, wenn sie zwanzig Stunden am Tag kaum Bewegungsraum haben und in ihrer Box stehen müssen.

Pferde sind Fluchttiere

Einer Gefahr stellen sich Pferde meist nur, wenn ihnen jede Möglichkeit zur Flucht genommen wird. In dem Fall wehren sie sich mit Hufen und Zähnen. Kein Pferd ist jedoch grundsätzlich bösartig. Gefährliche Pferde sind allein durch den Menschen (falsche Behandlung, nicht artgerechte Haltung) zu dem gemacht worden, was sie sind!

Pferde haben Gefühle

Pferde sind keine Sportgeräte, die man behandeln kann, wie es einem gerade passt. Pferde spüren nicht nur Hunger, Durst, Müdigkeit und Schmerz, sie kennen auch Aufregung, Freude, Zuneigung, Unlust, Langeweile, Angst usw. und sind zu einem gewissen Mass auch fähig, die Gefühle ihres menschlichen Gegenübers zu erfassen und darauf zu reagieren. Menschliche Angst nutzen Pferde keineswegs immer zu ihren Gunsten aus. Sie können auch Rücksicht nehmen auf ängstliche Menschen. Manche Pferde gehen gerade mit Kindern besonders behutsam um und passen auf, dass ihnen auch ja nichts passiert.

Körpersprache

Freundlich gesinnt

Ein Ihnen freundlich gesinntes Pferd hat die gespitzten Ohren Ihnen zugewandt; Es blickt Sie interessiert an und hat einen entspannten Gesichtsausdruck. Sein Schweif pendelt locker.

Unmut / Aggression

Seinen Unmut drückt ein Pferd aus, indem es mit den Beinen aufstampft, den Kopf schüttelt und die Ohren anlegt. Je ernster es dem Pferd ist, desto flacher liegen die Ohren am Kopf an. Bleckt es die Zähne, droht es zu beissen. Die Absicht zu schlagen kündigt es durch ein Anheben des Hinterbeins und «Zielen» an. Im Allgemeinen schlagen und beissen Pferde nicht ohne Vorwarnung. Sie sind friedfertige Wesen, die erst dann Gewalt anwenden, wenn Drohungen keine Wirkung zeigen und sie keinen anderen Ausweg aus einer Situation sehen.

Angst

Fürchtet sich ein Pferd, so reisst es den Kopf hoch und hat eine angespannte Körperhaltung. Seine Augen und Nüstern sind geweitet und der Schweif eingezogen. Wenn das Pferd mit den Augen rollt, so dass man das Weiss im Auge sieht, hat es grosse Angst oder gar Panik.

Schmerz

Schmerzen äussern Pferde nicht über ihre Stimme. Eine Tatsache, die leider nur zu oft dazu führt, dass das Leiden eines Pferdes übersehen wird und unbemerkt bleibt. Vor allem chronischer Schmerz ist gerade für Laien nicht leicht zu erkennen. Typisch für Schmerzen sind ein zusammengekniffenes Maul und ein stumpfer, nach innen gekehrter Blick. Unter dem Reiter zeigt sich Schmerz auch durch eine hohe Kopfhaltung und weggedrückten Rücken (das Pferd macht ein «Hohlkreuz»), aufgerissenes Maul und Kopfschlagen. Auch häufiges Buckeln und Durchgehen können ein Ausdruck von Schmerz sein.

Frieren

Möglicherweise haben Sie sich schon einmal gefragt, ob denn die Pferde, die im Winter oder bei Regen ohne Decke auf der Weide stehen, nicht frieren. Im Allgemeinen ist dies nicht der Fall. Pferde fühlen sich draussen am wohlsten und sind weniger kälteempfindlich als Menschen. Ein Pferd, das wirklich friert, zittert um durch das Muskeltzittern seinen Wärmehaushalt zu regulieren. Dauert das Zittern nicht länger als ein paar Minuten, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Anhaltendens Zittern ist jedoch ein deutliches Zeichen, dass es dem Pferd zu kalt ist.

Verhaltensauffälligkeiten

Im einen oder anderen Reitstall dürften Sie Pferden mit sogenannten Verhaltensstörungen oder «Untugenden» begegnen. Dazu gehört beispielsweise rastloses Kreiselaufen in der Box, von einem Bein aufs andere hin und her schaukeln («Weben»), mit den Zähnen an den Gitterstäben der Box schaben, Koppen (das Pferd scheint zu «rülpsen») und gegen die Boxenwand schlagen. Dabei handelt es sich nicht um schlechte Angewohnheiten des Pferdes. Vielmehr tritt solches Verhalten bei Pferden auf, die nicht artgerecht gehalten werden und ein «Ventil» brauchen, um ihr Dasein halbwegs erträglich zu gestalten. Die Schuld ist also beim Menschen zu suchen und nicht beim Pferd. Einen Reitstall, in dem Sie mehrere Pferde mit auffälligem Verhalten beobachten, sollten Sie deshalb meiden.

So sieht ein gesundes Pferd aus

Ein gesundes Pferd, das sich wohlfühlt, hat einen wachen Blick und glänzendes Fell. Es sieht schön und harmonisch aus und interessiert sich für seine Umwelt. Kranke, schlecht gehaltene und schlecht gerittene Pferde sehen meistens auch nicht schön aus. Sie haben einen abgelöschten Blick, stumpfes Fell und eingefallene Muskelpartien an Hals, Rücken und Hinterteil lassen Knochen hervorstehen.

–> Grundlegende Verhaltensregeln