Der wesentliche Unterschied zwischen Strafe und negativer Verstärkung liegt im Zeitpunkt, zu der sie eingesetzt wird. Strafe folgt auf ein Verhalten, der unangenehme Reiz bei der negativen Verstärkung geht einem Verhalten voraus. Dem unangenehmen Reiz der negativen Verstärkung kann das Pferd entgehen. Die Strafe kann das Pferd hingegen nicht beeinflussen. Strafe kann sehr wirkungsvoll sein. ABER: Es ist sehr schwierig, sie richtig anzuwenden, weshalb es oft zu einem Missbrauch des Pferdes kommt. Folgende Punkte sind von Bedeutung:
Fazit |
Strafe kann in vielen Situation nicht angemessen eingesetzt werden und wird leicht missbraucht. Für die Ausbildung ist sie ungeeignet und sollte nicht angewandt werden um dem Pferd etwas Neues beizubringen. |
Eine gute Möglichkeit unerwünschtem
Verhalten zu begegnen ist die Gegenkonditionierung.
Dem Pferd wird ein Verhalten beigebracht, das mit
dem unerwünschten Verhalten völlig
unvereinbar ist. Das antrainierte Verhalten wird
dabei «übertrainiert», das heisst,
das Pferd wird dabei derart darauf fixiert, in
Zusammenhang mit einem bestimmten Reiz das
Verhalten zu zeigen, dass es bereits beim leisesten
Anzeichen des Reizes reagiert. Wichtig ist, dass
das Pferd nur in Abwesenheit der Auslöser
für das Problemverhalten trainiert wird.
Beispiel: Das Pferd schnappt beim Satteln.
(Natürlich müssen Schmerzen und
unsachgemässes Satteln und Gurten
ausgeschlossen sein!) Man könnte dem Pferd nun
beibringen, auf ein bestimmtes Kommando hin den
Kopf nach rechts (satteln von links) zu nehmen.
Dieses Verhalten wird regelmässig und oft
geübt. Das Kommando fürs Kopfwenden wird
jedoch nie beim Satteln gegeben bevor die
Gegenkonditionierung nicht abgeschlossen ist.
Klappt das Kopfwenden auf Kommando gut, führt
man eine kleine Ablenkung hinzu. Das Pferd wird
für die richtige Reaktion immer belohnt. Dies
wiederholt man häufig, wobei die Ablenkungen
immer grösser werden. Nun wird das Pferd nur
noch ab und zu belohnt. (Wie schon gesagt, festigt
das ein Verhalten besonders.) Schliesslich wird das
Pferd den Kopf immer auf Kommando abwenden, selbst
wenn die Ablenkung gross ist. Nun kann man das
Pferd beim Satteln den Kopf abwenden lassen und
macht ihm so das Schnappen unmöglich.
Übrigens: Jedes Pferd sollte aus Sicherheitsgründen darauf übertrainiert werden, auf Stimmkommando stehen zu bleiben. So hast du auch in schwierigen Situationen noch die Kontrolle über das Pferd.
Wenn du dem Pferd etwas beibringen willst, solltest du dich im Vorfeld für ein bestimmtes Kommando und spezifische Hilfengebung entscheiden. Nehmen wir als Beispiel, dass du dem Pferd beibringen willst, auf Touchieren mit der Gerte das Bein zu heben. Du gibst dein Kommando und kitzelst das Pferd an der Stelle am Bein, wo es am empfindlichsten auf Berührungen reagiert. Wenn das Pferd das Bein auch nur ein bisschen bewegt, hörst du sofort auf zu touchieren und lobst das Pferd. Das wiederholst du mehrere Male. Sobald das Pferd durch ständiges Belohnen eines Verhaltens begriffen hat, worum es geht, solltest du es nur noch für die besseren Versuche belohnen. Belohnst du weiterhin auch schon jeden Ansatz eines Beinhebens verliert das Pferd schnell das Interesse an der Übung. Spannend wird es erst, wenn es nur noch belohnt wird, wenn es das Bein etwas höher oder länger hebt. (Entscheide dich, was du zu diesem Zeitpunkt belohnen willst. Entweder höher oder länger, aber nicht beides auf einmal!) Das Pferd wird sich bemühen, herauszufinden, was es genau tun muss, damit es an die Belohnung gelangt. Und es wird sich auch anstrengen dafür, wenn es herausgefunden hat, was du genau willst.
Reagiert das Pferd nicht wie erwünscht, kannst du das unerwünschte Verhalten ignorieren, korrigieren oder im Extremfall bestrafen. Angenommen, statt auf touchieren das Bein zu heben, schlägt das Pferd mit dem Schweif. Dieses Verhalten solltest du einfach ignorieren und weitermachen. Übst du hingegen das Stehenbleiben und das Pferd macht einen Schritt vorwärts, solltest du es wieder an den Ausgangspunkt zurückstellen, also korrigieren. Ich persönlich strafe nur, wenn das Pferd etwas «Verbotenes» tut, sprich wenn es in diesem Beispiel etwa gegen mich treten würde.