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Gebisse

Bei Gebissen gilt grundsätzlich die Regel: je dicker ein Gebiss ist, desto weicher wirkt es – je dünner desto schärfer. Ein gebrochenes Gebiss ist weicher als ein ungebrochenes. Trotzdem sollte man nicht gleich das dickste Gebiss kaufen, das in das Pferdemaul passt, denn so viel Platz ist dort drin gar nicht! Ein Pferd fühlt sich unter Umständen mit einem dünneren Gebiss wohler als mit einem dicken, mit welchem es das Maul voll hat.
Auch nicht alle gebrochenen Gebisse sind so sanft, wie sie angepriesen werden. Besteht bei doppelt gebrochenen Gebissen das Mittelstück aus einem kleinen flachen Plättchen, ist dies durchaus kein sanftes Gebiss, denn das Plättchen stellt sich bei Zügelzug auf und drückt mit der Kante schmerzhaft auf die Zunge. Trensen, die mehr als doppelt oder gegenläufig gebrochen sind oder irgendwelche Anhängsel haben, sind meistens tierquälerische Marterinstrumente.
Meistens sind Gebisse aus Edelstahl oder einer Kupferlegierung gefertigt. Es gibt jedoch auch Gebisse aus Eisen und Gummi oder gummiähnlichen Materialien – sogar mit Apfelgeschmack, der das Pferd zum Kauen anregen soll. Gummigebisse eignen sich nur für Pferde, die das Gebiss gut einspeicheln, sonst reiben sie auf der Zunge und den Lefzen.

Nachfolgend die bei uns gebräuchlichsten Gebisse.

Wassertrense
Wassertrense

Dieses Bild zeigt eine einfach gebrochene Wassertrense. An beiden Seiten des Mundstückes ist ein Ring angebracht, der sich frei drehen lässt. Hier muss man aufpassen, dass die Maulwinkel nicht eingeklemmt oder verletzt werden, weil sich durch Abnutzung scharfe Kanten an der Trense gebildet haben. Einfach gebrochene Gebisse sind ziemlich sanft, allerdings entsteht bei starkem Zügelzug der sogenannte Nussknackereffekt. D.h. wenn man an den Zügeln zieht, klappen die beiden Gebissteile zusammen und bilden so ein Dreieck, dessen Spitze dem Pferd gegen den Gaumen drückt und schmerzt.

Olivenkopftrense
Olivenkopftrense

Auf diesem Bild ist eine doppelt gebrochene Olivenkopftrense abgebildet. Die Ringe an den Seiten sind oval und lassen sich nicht frei drehen, sondern nur nach vorne und hinten bewegen. Das Olivenkopfgebiss hat den Vorteil, dass die Maulwinkel des Pferdes kaum eingeklemmt werden können. Dadurch dass das Gebiss doppelt gebrochen ist, wird der Nussknackereffekt abgemildert. Oft werden doppelt gebrochene Trensen als Ausbildungsgebisse für junge Pferde verwendet.

Knebeltrense
Knebeltrense

Gar nicht eingeklemmt werden können die Maulwinkel bei der Knebeltrense. Sowohl die Olivenkopf- als auch die Knebeltrense haben eine seitwärtsweisende Wirkung (die Knebeltrense stärker), weil der Gebissring bzw. der Knebel auf der gegenüberliegenden Seite gegen den Pferdekopf drückt, wenn man den Zügel auf einer Seite annimt. Das kann gerade bei Jungpferden sehr hilfreich sein, um ihnen die Bedeutung der Zügelhilfen zu verdeutlichen.

Stangengebiss
Stangengebiss

Stangengebisse sind ungebrochene Gebisse. Sie wirken schärfer als gebrochene Gebisse, der Nussknackereffekt entsteht bei dieser Gebissart dafür nicht. Solche Gebisse sind für Pferde geeignet, die hauptäschlich über Schenkel- und Gewichtshilfen geritten werden können, denn einseitige Zügelhilfen kann man mit Stangengebissen nicht geben.

Sättel

Der Sattel gibt dem Reiter besseren Halt als auf dem blanken Pferderücken. Dadurch sitzt der Reiter – vor allem in höherem Tempo – ruhiger, was für das Pferd angenehmer ist. Zudem verteilt der Sattel das Reitergewichts auf eine grössere Fläche auf dem Pferderücken. Der punktuelle Druck, der beim Reiten ohne Sattel entsteht, ist auf die Dauer nicht gesund für den Pferderücken. Für längere Ritte sollte man darum nicht auf einen Sattel verzichten. Ein guter Sattel kostet neu schnell tausend Franken und auch leicht das Doppelte oder gar das Dreifache. Gehe also sorgfältig mit ihm um und pflege ihn gut!

sattelteile

Die einzelnen Teile des Sattels:

1 Vorderzwiesel | 2 Sitzfläche | 3 Hinterzwiesel | 4 Sattelpolster | 5 Steigbügelriemen | 6 Sattelblatt | 7 Sattelgurt | 8 Steigbügel | 9 Sattelpausche (Sorgt für eine gute Lage des Beins und gibt dem Reiter v. a. bei Springsätteln mehr Halt) | 10 Gurtstrippen (Den Sattelgurt befestigst du an der ersten und der letzten Strippe, die mittlere dient als Reserve, falls mal eine Gurtstrippe reissen sollte.) | 11 Sattelkammer (Hohlraum zwischen der Wirbelsäule des Pferdes und dem Sattel) | 12 Schweissblatt

Wenn du einen neuen Sattel kaufst, sind meist weder Sattelgurt noch Steigbügel und Steigbügelriemen mit dabei. Diese Teile musst du zusätzlich kaufen.

Vorsicht

Steigbügel sollten immer möglichst gross und schwer sein, sodass der Fuss bei einem Sturz nicht darin hängen bleiben kann. Leichte Steigbügel aus Aluminium oder Plastik sind äusserst gefährlich!

Unter der Sitzfläche liegt der Sattelbaum. Er besteht aus Holz, Kunststoff oder Metall und gibt dem Sattel Stabilität. Er sorgt dafür, dass der Sattel nicht auf der Wirbelsäule des Pferdes aufliegt (vorausgesetzt der Sattel passt dem Pferd und es ist richtig gesattelt) und verteilt das Gewicht des Reiters auf eine grössere Fläche. Wie das funktioniert kannst du leicht selber ausprobieren: Wenn du einen harten Gegenstand auf eine weiche Unterlage legst und mit einem Finger darauf drückst, senkt sich der ganze Gegenstand in die Unterlage. Wenn du hingegen einen weichen Gegenstand nimmst, drückt sich nur die Stelle, auf der du deinen Finger hältst, in die Unterlage.
Sei immer vorsichtig, wenn du den Sattel irgendwohin legst und wirf ihn nicht einfach hin. Sonst kann der Sattelbaum brechen!

Es gibt auch Sättel ohne Sattelbaum. Ein oft angeführtes Verkaufsargument ist, dass baumlose Sättel auf jeden Pferderücken passen würden. Ohne den starren Sattelbaum können sie sich dem sich in der Bewegung ständig verändernden Pferderücken gut anpassen. Der Sattel, der jedem Pferd passt, ist aber noch nicht erfunden worden und wird angesichts der Vielfalt an Rückenformen wahrscheinlich auch nie erfunden werden können. Ein baumloser Sattel verteilt das Gewicht des Reiters auf eine kleinere Fläche als einer mit Sattelbaum (erinnere dich an das Experiment von vorher). Deshalb werden baumlose Sättel für Reiter über 75 Kilo und für lange Ritte weniger empfohlen. Etliche baumlose Sättel müssen ausserdem zusammen mit speziellen Unterlagen verwendet werden, die den Druck besser verteilen oder die Wirbelsäule des Pferdes freihalten sollen.

Es gibt ganz verschiedene Sättel. Nachfolgend die drei gebräuchlichsten in der englischen Reitweise:

Dressursattel
Dressursattel

Lange Sattelblätter und wenig gepolsterte Pauschen, tiefer Sitz. Manche moderne Dressursättel bieten dem Reiter durch extrem tiefen Sitz und augeprägte Pauschen sehr wenig Bewegungsfreiheit. Sie können zu einem steifen Sitz und Hohlkreuz führen. Reiter, die bereits zum Hohlkreuz neigen, sollten deshalb darauf achten, dass der Sattel sie nicht zu sehr in eine Form presst.

Springsattel
Springsattel

Nach vorne gezogenes Sattelbatt, Pauschen gut gepolstert

Vielseitigkeitssattel
Vielseitigkeitssattel

Zum freizeitmässigen Spring-, Dressur- und Geländereiten geeignet. Der Vielseitigkeitssatel ist eine Mischung aus Dressur- und Springsattel. Vielseitigkeitssättel kauft man meistens entweder mit Schwerpunkt Dressur (VSD-Sattel) oder Schwerpunkt Springen (VSS-Sattel).

Passt der Sattel?

Ein unpassender Sattel verursacht Satteldruck und Verspannungen. Dies bereitet dem Pferd Schmerzen und im schlimmsten Fall wird es sogar unreitbar. Deshalb sollte ein Sattel immer von einem guten Sattler angepasst und etwa einmal pro Jahr auf seine Passform überprüft werden. Einerseits kann sich nämlich durch Muskel-Auf- und -Abbau, sowie bei jungen Pferden durch das Wachstum, die Form des Pferderückens verändern, andererseits wird das Polstermaterial im Sattel durch das Reitergewicht allmählich zusammengepresst, was sich wiederum auf die Passform des Sattels auswirkt. Bei neuen Sätteln ist die Veränderung des Polstermaterials besonders stark, weshalb sie einige Monate nach der ersten Anpassung nochmals überprüft werden müssen.

Wichtig

Wird ein Sattel auf einen schlecht bemuskelten Rücken angepasst, lässt er den Muskeln keinen Raum mehr für korrektes Wachstum! Ein schlecht bemuskeltes Pferd muss daher vom Boden aus aufgebaut werden, ehe es geritten und ein Sattel angepasst wird.

Eine gute Möglichkeit, die Passform des Sattels selber zu überprüfen ist das Carola-Pad. Das ist ein Kissen aus Knetmasse, welches beim Reiten unter den Sattel gelegt wird und auf welchem Druckstellen sichtbar werden. Wie man solch ein Pad herstellt und verwendet, kannst du auf der Webseite von Carola nachlesen.

Von aussen kannst du folgende Punkte überprüfen:

Beachte

Der eigene Test ersetzt nicht die Überprüfung des Sattels durch einen kompetenten Fachmann. Mit Hilfe dieser Beobachtungen kannst du aber beurteilen, wann ein Sattel ganz bestimmt nicht passt und wann er passen könnte.

Sattelunterlagen

Zum Schutz des Leders vor Dreck und Schweiss legt man unter den Sattel eine Satteldecke oder Schabracke. Ausserdem dient sie als zusätzlicher Puffer zwischen dem Pferderücken und dem Sattelbaum. Eine Satteldecke/Schabracke – und sei sie noch so dick – schützt nicht vor Druckstellen bei einem schlecht passenden Sattel! Im Gegenteil können zu dicke Sattelunterlagen dazu führen, dass ein passenden Sattel nicht mehr passt, weil er höher liegt als geplant. Gepolsterte Unterlagen können jedoch nach einer Trainingspause übergangsweise verwendet werden, um abgebaute Muskulatur auszugleichen, bis der Sattel wieder passt. Sie ersetzen aber das Anpassen des Sattels durch einen Fachmann nicht und sollten daher wirklich nur kurzfristig verwendet werden!

Die üblichen Satteldecken bestehen meist aus Baumwolle, Schaffell oder Samt, zunehmed auch aus atmungsaktivem und stossabsorbierendem High-Tech-Material. Es gibt sie in Sattelform und rechteckig (Paradeform). Eine rechteckige Satteldecke wird Schabracke genannt. Auf jeder Seite der Sattelunterlage befinden sich meistens zwei Schlaufen, die ein Verrutschen der Decke verhindern sollen. Die obere wird an der ersten Gurtstrippe befestigt. Durch die untere Schlaufe steckt man den Sattelgurt. Es gibt aber auch Sattelunterlagen ohne Schlaufen.

Schabracke

Im Winter

Der Winter stellt einige spezielle Anforderungen an die Ausrüstung.